Der Kohlenhydrat- stoffwechsel und seine Störungen

Die häufigste Störung des Kohlenhydratstoffwechsels ist die Insulinresistenz. Sie führt zu ernsthaften Problemen der Gesundheit. So ist sie verantwortlich für Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen. Wenn alles zusammenkommt redet man vom metabolischen Syndrom. Zu diesen zählen vor allem Stress, Alter, Überernährung, Bewegungsmangel und Genetik, aber auch Fetteinlagerungen, wo diese nicht eingelagert werden sollten.

Der Blutzuckerspiegel

Wenn im Darm die Kohlenhydrate schnell verdaut und aufgenommen werden, um so stärker steigt auch der Blutzuckerspiegel im Körper an. Wenn natürliche Nahrungsmittel wie Vollkorngetreide in Fasern bzw. Ballaststoffe eingepackt sind, so wird die Verdauung auch merklich verlangsamt. Die Verdauungsenzyme spalten die Glucose aus der Nahrung erst nach und nach und setzen diesen recht langsam frei. So steigt der Blutzuckerspiegel gleichmässiger und langsam an.

Bei raffinierten Kohlenhydraten wie Weissmehl oder Haushaltszucker schaut es da ganz anders aus. Weil dort wenig bis keine Ballaststoffe enthalten sind, werden diese leeren Kohlenhydrate sehr schnell verdaut und die Verdauungsenzyme können viel viel schneller die Glucose aufspalten und in den Blutkreislauf einfliessen lassen. Bei gesüssten Getränken bzw Softdrinks sind die Kohlenhydrate in Wasser aufgelöst, so kommen sie ungebremst durch den Magen und der Darm wird so mit den schnell verdaulichen leeren Kohlenhydraten ungebremst überflutet. So ist ein schneller hoher Anstieg des Blutzuckerspiegels garantiert. Auch die so gern als gesund angesehnen Smoothies haben diesen Effekt. Darum wäre hier der Ratschlag: wenn ihr Smoothies mögt macht sie selbst und trinkt sie direkt, so sind dann noch alle wichtigen Nährstoffe und Vitamine enthalten – nach zwei Stunden verfliegen sie dann aber auch. Aber die Ãœberflutung an schnell verdaulichen Kohlenhydrate ist dann zwar noch da, aber sie sind dann aber keines Wegs „leer“.

Bei der Verdauung der Kohlenhydrate spielt die Darmflora eine wichtige Rolle. Der Grossteil der Darmflora ist im Dickdarm. Im Dünndarm wo, die Nährstoffaufnahme stattfindet, ist mit Darmbakterien besiedelt die eigene Enzyme herstellen die bei der Spaltung der Kohlenhydrate helfen. Jeder Mensch besitzt eine einzigartige und unterschiedlich zusammengesetzte Darmflora. So kann die Verdauung von Kohlenhydraten und der damit verbundene Anstieg des Blutzuckerspiegels von Mensch zu Mensch verschieden sein. Zwei Menschen, die die selbe Mahlzeit verzehren, können mit verschiedenen Blutwerten darauf reagieren. Wir Menschen unterscheiden uns in unserem Lebensstil, in unserer Fitness, in unseren Umwelteinflüssen, in unserer Genetik Und vor allem in unserer Darmflora. Dis alles kann sich auch darauf auswirken, wie gut oder wie schlecht wir Kohlenhydrate verstoffwechseln können in unserem Körper.

Nun ist die Glucose im Blut und von dort aus muss sie in die Zellen gelangen um als Quelle für Energie genutzt werden zu können. Und hier kommt ein ganz bestimmtes Hormon zum Einsatz – das Insulin.

Das Speicherhormon Insulin

Insulin bewirkt eine Senkung des Blutglucosespiegels und fördert den Glykogenaufbau und die Glykolyse – Glucosestoffwechsel – in der Leber und Muskulatur. Insulin steigert die Neubildung von Fetten in der Leber und im Fettgewebe.

Wirkung von Insulin auf die Zellen der Leber,
des Muskels und des Fettgewebes

Die Insulinrezeptoren befinden sich auf der Oberfläche, den Zellmembranen, von Leber-, Skelett-, Muskel- und Fettzellen. Der Rezeptor ist ein Glykoprotein, er vermittelt die Wirkung des Insulins ins innere der Zelle. Je nach Stoffwechselbedingungen ändert sich die Anzahl der Insulinrezeptoren.

Botenstoff Insulin

Hormone sagen den Zellen was sie tuen sollen. Sie docken an den Zellen an, um ihre Botschaft zu übermitteln – Botenstoff. Nach der Nahrungsaufnahme wird Insulin ausgeschüttet und teilt den Zellen mit, das sie sich „öffnen“ dürfen, um die Nährstoffe aus dem Blut aufzunehmen. Wenn kein Insulin ausgeschüttet werden würde, so steht die Glucose vor verschlossenen Türen und gelangt nicht in die Zellen. Es ist wichtig das der Blutzuckerspiegel vom Körper reguliert wird. Es gibt Zellen die darauf angewiesen sind Glucose als Energiequelle zu nutzen, daher darf die Glucose im Blut auch niemals ausgehen. Sinkt der Glucosegehalt im Blut – ein niedriger Blutzuckerspiegel – zu stark ab, wird man müde, unruhig und hungrig. Man kann bei sehr starker Unterzuckerung sogar das Bewusstsein verlieren und unter einen Schock leiden. Die Blutzuckerzufuhr in die Zellen muss vom Körper kontrolliert werden, die Zellen können sich nicht nach Belieben am Blutzucker bedienen. Und da spielt das Insulin eine entscheidende Rolle. Der Blutzuckerspiegel wird von der Bauchspeichelsrüse – sie stellt das Insulin her – ständig gemessen. Die Bauchspeicheldrüse merkt schnell wenn nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit viel Glucose im Blut vorhanden ist und so der Blutzuckerspiegel steigt. So kann die Bauchspeicheldrüse die passende Menge an Insulin ausschütten, damit die Zellen die passende Menge an Glucose aufnehmen können. So, je stärker und schneller nun der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit steigt, um so mehr Insulin wird benötigt, damit der Blutzuckerspiegel wieder gesenkt werden kann. Normalisiert sich der Blutzuckerspiegel wieder, wird auch die Insulinausschüttung reduziert.

Das Insulin ist nicht nur für den Kohlenhydratstoffwechsel wichtig. Es stimuliert auch die Aufnahme und Speicherung von Eiweissen und Fetten in den Zellen. Die Ausschüttung von Insulin wird daher nicht nur durch Kohlenhydrate angeregt, sondern durch die Nahrungsaufnahme allgemein. Aber an den Blutzuckerspiegel ist die Insulinausschüttung am stärksten gekoppelt, für diese Regulation ist Insulin unentbehrlich.

Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel

Was kann alles schief gehen beim Stoffwechsel der Kohlenhydrate? Ein zentrales Problem ist die Insulinresistenz. Sie führt nicht nur zum Typ2 Diabetes, so begünstigt sie auch noch viele weitere Stoffwechselstörungen, die unter dem Bergriff metaboilisches Syndrom zusammengefasst werden. Klären wir nun einmal die Insulinresistenz.

Das Insulin ist ein Hormon, das eine bestimmte Botschaft an die Zellen übermittelt. Das Insulin dockt an einem Rezeptor, der sich an der Aussenseite der Zelle befindet an. So wird das Insulinsignal indas Innere Zelle übermittelt, so weis die Zelle was sie tun hat. In diesem Fall öffnet sie die „Pforte“ und so gelangt die Glucose aus dem Blut in die Zelle. Je. Mehr Insulin durch die Bauchspeicheldrüse in das Blut ausgeschüttet wird wird, können um so mehr Rezeptoren der Zellen besetzt werden. Die Zelle wird nun aufgefordert schneller zu arbeiten und mehr Glucose aufzunehmen. Nun kann es vorkommen das die Zelle die Anzahl der Rezeptoren reduziert, weil sie unter dem Dauerbeschuss von Insulin steht. Durch den Abbau der Rezeptoren, wird die Zelle weniger empfindlicher auf des Insulin und schwächt dessen Wirkung ab. Genau dies geschieht bei einer Insulinresistenz und eine der Folgen ist:

Diabetes mellitus Typ II

Nehmen wir eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zu uns, wird sehr schnell Glucose im Darm aufgenommen und in das Blut abgegeben. Nun steigt der Blutzuckerspiegel an und die Bauchspeicheldrüse schüttet daraufhin die passende Menge Insulin aus. Im Normalfall reagieren die Zellen auf das Insulin Und nehmen die Glucose aus dem Blut auf. Bei einer Insulinresistenz geschieht dies nur noch sehr langsam, weil das Insulin nicht mehr richtig wirkt. Die Verdauung arbeitet derweil weiter und setzt immer mehr Glucose frei was in das Blut gelangt. Der Blutzuckerspiegel steigt immer weiter an. Die Bauchspeicheldrüse schüttet immer mehr Insulin aus um den steigenden Blutzuckerspiegel in den Griff zubekommen, mit einer bis zu der 15-fachender Menge als normalerweise nötig gewesen wäre. Die direkte Folge von der Insulinresistenz ist eine Ãœberproduktion von Insulin. Die Bauchspeicheldrüse kann oft über viele Jahre lang diese Ãœberproduktion von Insulin durchhalten. Dies ist die Vorstufe von Diabetes – Prädiabetes. Oft aber ist es so das die Bauchspeicheldrüse den Dienst irgendwann einstellt. Dies bedeutet es wird nun kein Insulin mehr hergestellt. Diabetes mellitus Typ II nennt sich dieses Krankheitsbild was ab diesem Zeitpunkt vorhanden ist. Das Insulin muss nun von aussen in den Körper via Medikament zugeführt werden, damit die Glucose noch so gut es geht in die Zellen zu bekommen.

Was passiert mit der Glucose im Blut, wenn diese nicht in die Zellen gelangt? In diesem Fall hat der menschliche Körper eine Notlösung. Die Nieren filtern die Glucose aus dem Blut, wenn dieses eine zu hohe Schwelle überschreitet und scheidet es mit dem Urin aus. Diabetes mellitus bedeutet überseztz auch soviel wie süsser Urin. Die Spätfolgen an Diabetes ist das Gefährliche. Ist der Blutzuckerspiegel grenzwertig zu hoch wirkt sich das auf Dauer schädlich auf die Zellen aus, die sich nun krankhaft verändern. Ernsthafte Durchblutungsstörungen die typischerweise an den Nieren, am Auge oder den Füssen auftreten können sind dann die Folgen. Auch ein Risiko für Herzerkrankungen oder einen Schlaganfall sind erhöht.

Der Unterschied zu Typ I Diabetes: 

Etwa 5 % der Diabetiker sind vom Typ-I-Diabetes betroffen. Hier hat man es mit einer Autoimmunkrankheit zu tun, die sich meistens schon in der frühen Kindheit entwickelt. Dabei greift das gestörte Immunsystem die Bauchspeicheldrüse an und zerstört die insulinproduzierenden Zellen. Der Typ-I-Diabetes ist also eine völlig andere Krankheit. Allerdings ist das Ergebnis in beiden Fällen dasselbe: Der Körper stellt kein Insulin mehr her.

Ãœbergewicht

Nicht nur für die Aufnahme der Kohlenhydrate ist das Insulin wichtig. Eine zentrale Rolle für das Fettgewebe spielt auch das Insulin. Das Insulin sorgt dafür, dass das Nahrungsfett nach dem Essen gespeichert wird. Das Fettgewebe ist mehr als ein Speicher für Energie. Nach der Aufnahme von Essen strömen energiereiche Nährstoffe in das Blut, die jetzt auch gespeichert werden müssen. Sie werden danach aber auch wieder frei gesetzt, um den Körper damit zu versorgen. Dabei wird das Fettgewebe, wie alle anderen Zellen auch, von Hormonen wie dem Insulin reguliert. Durch einen hohen Insulinspiegel werden die Fettzellen dazu angeregt Nährstoffe aufzunehmen und zu speichern. Kehrt der Insulinspiegel wieder auf seinen niedrigen Nüchternwert zurück, ist dies ein Signal für die Fettzellen von der Speicherung von Energie auf die Bereitstellung von Energie umzustellen. Sind wir nun von einer Insulinresistenz betroffen, dann schüttet die Bauchspeicheldrüse ein Vielfaches der normalen Insulinmenge aus, es dauert auch viel länger bis das ganze Insulin wieder aus dem Blut abgebaut ist. Die Balance zwischen Fettaufbau und Fettabbau kann sich deutliche zu Gunsten der Fettspeicherung verschieben. Die treibende Kraft hinter Übergewicht, kann ein überhöhter Insulinspiegel darstellen.

Bluthochdruck

Das Speicherhormon Insulin wirkt sich auf viele Organe im Körper aus. Die Nieren werden dazu angeregt, weniger Natrium mit dem Urin auszuscheiden. Es bleibt dabei mehr Natrium im Blut, der Blutdruck kann dadurch steigen. Ein dauerhaft hoher Insulinspiegel kann sich daraus auf Dauer ein Bluthochdruck entwickeln. Ein Drittel aller Fälle von Bluthochdruck ist ein zu hoher Verzehr von Speisesalz – Natriumchlorid – das Problem. Ein hoher Blutdruck ist oftmals eine Begleiterscheinung von einer Insulinresistenz. Es wird beobachtet das sich der Blutdruck schnell verbessert, sobald man den gestörten Inslinspiegel unter Kontrolle bekommen hat.

Fettstoffwechselstörung

Eine Insulinresistenz führt auch zu Störungen im Fettstoffwechsel. Es steigt dadurch ein Risiko an Herkreislauferkrankungen. Einerseits ist ein erhöhter Triglyceridspiegel vorhanden. Triglyceride sind Fettsäuren, die im Blut transportiert werden. Die Ursachen für einen zu hohen Triglyceridspiegel kann ein Bewegsmangel, Übergewicht und eine allgemeine Überernährung sein. Wenn der Blutzucker- und Insulinspiegel zu hoch ist wird auch verstärkt Glucose in Fett umgewandelt. Dieses neu umgewandeltes Fett ist dann vermehrt im Blut unterwegs und erhöht dann den Triglyceridspiegel im Blut. In der Leber wird der normale Stoffwechsel durch eine Insulinresistenz auch durcheinander gebracht. Durch die mangelnde Insulinwirkung kann die Leber ihre eigenen Fettreserven nicht mehr so gut festhalten und lässt sie vermehrt in das Blut ab. Auch so kann der Blutfettspiegel steigen.

Zum anderen sind da noch die Probleme mit dem Cholesterin. Das Cholesterin wird in den Lipoprpteinen im Blut transportiert. Die Zusammensetzung dieser Lipoproteine kann sich bei einer Insulinresistenz verändern. Sie bekommen nun eine sehr kleine und dichte Form, die sehr leicht in die Wände der Blutgefässe eindringen kann und dort zu Ablagerungen führt.

Das metabolische Syndrom

Eine ganze Reihe von Stoffwechselstörungen treibt eine Insulinresistenz voran – im im gesamten als metabolisches Syndrom bezeichnet wird. Metabolismus ist nur ein anderes Wort für den Stoffwechsel und ein Syndrom steht für mehrere Probleme, die alle miteinander zusammenhängen.

So auch bei der Insulinresistenz sind das gestörte Blutzuckerwerte, Übergewicht, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Oftmals sind drei dieser vier Probleme gleichzeitig zusammen und so kann man von einem metabolischen Syndrom sprechen.

Nun ist die Grundlage für so fast alle grossen Zivilisationskrankheiten gegeben mit dem metabolischen Syndrom gegeben.

Der gestörte Blutzucker- und Insulinspiegel kann irgendwann in den Typ II Diabetes übergehen
Die Fettstoffwechselstörungen und der hohe Blutdruck begünstigen Blutgefäßerkrankungen, wie die Arteriosklerose, die eines Tages zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen kann
Auch Krebserkrankungen treten sehr viel früher und häufiger auf. Das beobachtet man leider bei vielen Diabetikern
Bei manchen Menschen kommt es auch zu Problemen mit der Harnsäure, was irgendwann einen Gichtanfall auslösen kann
Und schließlich werden auch Demenzerkrankungen zunehmend mit der Insulinresistenz in Verbindung gebracht

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